Vorschlag zur Steuerreform sieht Abschaffung von zehn Steuern vor

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Geplante Steuerreform in Brasilien sieht die Einführung eines mit Europa vergleichbaren Mehrwertsteuersystems vor.

Sollte der Vorschlag zur Steuerreform, der aktuell im Abgeordnetenkammer zur Diskussion steht, angenommen werden, könnte dies die Abschaffung von zehn Steuern bedeuten. In einem Bericht der Zeitung Valor Econômico vom 22.08.17 gab der für das Projekt zuständige Abgeordnete Luiz Carlos Hauly (PSDB) an, man plane die Einführung einer landesweiten Mehrwertsteuer (IVA) nach europäischem Modell, die neun der heutig geltenden Steuern ersetzen soll. Auch der aktuell von Unternehmen erhobene CSLL (Sozialbeitrag auf dem Jahresüberschuss) soll abgeschafft und durch die Einkommensteuer ersetzt werden.

Hauly erklärte, mit der neuen Mehrwertsteuer wolle man 96 Sektoren der Wirtschaft erfassen. An der Stelle der heutigen ICMS, ISS, IPI, Cofins, Cide, der „Salário-Educação“ (einer Art Bildungssteuer), IOF, PIS und Pasep soll nun eine nationale Mehrwertsteuer gelten, deren Höhe je nach Wirtschaftssektor unterschiedlich sein soll. Außerdem soll eine Verbrauchssteuer auf Strom, Kraftstoff, Telekommunikation, Zigaretten, Getränke, Kraftfahrzeug, Reifen und Autoteile erhoben werden.

Eine Beschreibung des Vorhabens wurde am 22. August dem zuständigen Sonderausschuss zur Besprechung der Steuerreform vorgelegt. Der Vorschlag wird nun öffentlich geprüft und Hauly plant noch im September sein Gutachten vorzulegen.

Die notwendigen Änderungen sollen durch 11 Gesetzentwürfe und einen Vorschlag zur Verfassungsänderung (ein so genannter PEC) erreicht und, nach dem Wunsch des Abgeordneten, noch in diesem Jahr abgestimmt werden.

Hauly erklärte außerdem, mit der Mehrwertsteuer wolle man die Besteuerung von Lebensmitteln und Medikamenten drastisch reduzieren. „Weltweit liegt die durchschnittliche Steuer auf Lebensmittel bei 7%. Bei uns sind es 34%. Bei Medikamenten liegt der weltweite Durchschnitt sogar nahe Null, während wir 33% haben“, sagte der Abgeordnete. Seiner Meinung nach, könnte das neue Modell nicht nur Kosten reduzieren, durch weniger Verwaltungsaufwand, sondern auch zur Wettbewerbsfähigkeit brasilianischer Unternehmen beitragen und das Rennen um Steuerbegünstigungen zwischen den Bundesstaaten, aufgrund unterschiedlicher ICMS-Anteilen, beenden.

Dennoch: Es ist ungewiß ob der Vorschlag tatsächlich ungesetzt wird.

Ein Vorschlag zur Reduzierung des ICMS zwischen den Bundesstaaten war bereits 2012 von Finanzministerium der früheren Regierung präsentiert worden. Ziel war allerdings nicht die Abschaffung des ICMS, sondern eine Vereinheitlichung dieser Besteuerung auf Produkte für Endkunden bei Lieferung zwischen den Bundesstaaten. Der Vorschlag sah damals eine Reduzierung auf 4% bis 2021, wie die folgende Darstellung des damaligen Finanzministeriums zeigt.

Abb: Ehemaliger Vorschlag zur Steuerkonsolidierung aus dem Jahr 2012. Der aktuelle Vorschlag zu einer Steuerreform ist wesentlich radikaler und auch zielführender im Hinblick auf eine Steuervereinheitlichung nach internationalen Maßstäben.

Seit 2015 gilt die Tabelle zur Erhebung des Differenzbetrags der ICMS.

Es bleibt abzuwarten, wie der jetzige Vorschlag in Zeiten von politischen Spannungen im Kongress aufgenommen wird.

Crysis, what crysis ?!

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Aktuell wird von manchem das Ende der brasilianischen Wirtschaftskrise ausgerufen und wie zu erwarten kontrovers diskutiert. Die eine Seite macht die Krise am Verbraucherverhalten fest, mit reduzierten Konsum und fehlenden Privatinvestitionen, z.B. Neuzulassungen von PKW –  die andere Seite orierentiert sich am Verhalten von Investoren und an entsprechenden Indikatoren. Beide Perspektiven sind im Grunde richtig und eben zwei Seiten einer Medaille – nur zu unterschiedlichen Zeitpunkten im Zyklus.

Nimmt man den Geschäftsklimaindex in unterschiedlichen Branchen und vergleicht ihn mit der Entwicklung des BOVESPA-Aktienindex zeigt sich Erstaunliches:

Quelle: Basisdaten aus ICEI (2017), onvista.de (2017), eigene Darstellung

Beide Verläufe korrelieren überraschend gut: Der BOVESPA hat im Zeitraum 2016 (37.837 pts) zum Beginn 2017 (67.751 pts) eine ca. 179%-ige Steigerung erfahren. Ähnliches zeigt sich auch – selbstverständlich branchenabhängig – im Geschäftsklimaindex, der inzwischen wieder oberhalb des durchschnittlichen Wertes von 54,1 liegt.

Insofern haben die Investoren die in zwei Jahren erwartete, positive Entwicklung schon vorweggenommen – oder – sollte man sagen eingeleitet? Vor allem ob der aktuell weiter unsicheren politischen Lage, ist mit einem abschliessenden Urteil über ein tatsächliches Ende der Krise – trotz der genannten positiven Signale – sicher noch abzuwarten.

PETROBRAS Skandal – ODEBRECHT Aussage bringt neue Bewegung

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Der Korruptionsskandal „Lava jato“ um den staatlichen Ölkonzern PETROBRAS könnte durch aktuelle Entwicklungen rund um das Baukonzern-Imperium ODEBRECHT und seine Eigentümer Marcelo Odebracht eine neue, ganz Südamerika umfassende, Dimension erreichen.

Es wird inzwischen vermutet, dass der inzwischen verurteilte M. Odebrecht unter Druck der Öffentlichkeit und seiner Familie weitere Details zur Bestechungsaffäre preisgibt. Es wird dieses Mal nicht nur (wiederum!) die Top-Riege der amtierenden Brasilianischen Regierung betroffen sein, sondern zudem auch Regierungen der süd- und lateinamerikanischen Nachbarländer.

Interessantes Detail am Rande: Brasilien hat seit 04-2014 neben den USA und Grossbritanien eines der härtestens Anti-Korruptionsgesetze weltweit.

Dass die Bevölkerung ein grosses Interesse an einer weiteren Aufklärung hat, wird an einem besonderen Detail deutlich – verantwortlicher Bundesrichter Sergio Morro, der u.a. Marcelo Odebrecht ins Gefängnis gebracht hat, wird inzwischen inoffiziell als Präsidentschaftskandidat bei den  Wahlen 2018 genannt.

Der Artikel im HANDELSBLATT vom 13.02.2017 unterstreicht die Komplexität und Vielfalt der Verstrickungen zwischen Politik und Wirtschaft, die vor allem in diesem Skandal deutlich werden.

Lesen Sie eine weitere interessante Zusammenfassung im folgenden Artikel SPIEGEL vom 15.02.2017.

Schwerste Krise seit Jahren – vorüber?

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Brasilien steckt sowohl politisch, als auch ökonomisch in einer sehr schweren Krise.  Das Problem ist sowohl ein ökonomisches, ein politisches, als auch ein gesellschaftliches. Es dreht sich um einen vollständigen Vertrauensverlust der Bevölkerung, sowohl in Behörden, Institutionen, Unternehmen als auch – und das wiegt am schwersten – in den bislang stoizistischen Glauben an die eigene Fähigkeit einer gesellschaftlichen Erneuerung.

Anbei einige Artikel der letzten Monate:

NTV vom 29.04.2016 – Arbeitslosenzahlen steigen rapide

WELT vom 18.09.2015 – Der kranke Mann vom Amazonas

ZEIT vom 20.08.2015 – Die Brasilianische Totalkrise

Dennoch – der Geschäftsklimaindex der Wirtschaft der bedeutenden Regionen S, SE und NE zeigt nach dem „erfolgreichen“ Impeachment Verfahren steil nach oben – unabhängig von Unternehmensgrösse und Region – und hat inzwischen den Durchschnitsswert von 54,1 Punkten wieder erreicht.

Quelle: Daten ICEI 2016, eigene Darstellung

Geschäftsklima-Index:   act = momentaner Stand, exp = erwartete Entwicklung im laufenden Jahr.