Bolsa Família – die Brasilianische Sozialhilfe als politisches Wirtschaftsinstrument

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Armenviertel in Rio de Janeiro (AK, 2014)

Die brasilianische Sozialhilfe, genannt „Bolsa familia“ wurde im Zuge des Regierungswechsels immer wieder thematisiert. Dereinst durch Präsident LULA ins Leben gerufen, leitete sie Mitte der 2010er den wirtschaftlichen Aufschwung ein. Damals umgerechnet ca. 50 EUR (heute wechselkursbedingt nur noch 28 EUR) wurde die Unterstützung an arme Familien gezahlt und dort an die Mütter. Die Unterstützung wurde also nicht „versoffen“ sondern landete im Haushaltsgeld und hatte so – als unmittelbar zur Versorgung der Familien beitragende Unterstützung – einen direkten Effekt auf den Wohlstand der ärmeren Schichten und als Resultat einen positven Effekt auf die brasilianische Wirtschaft.

Die Presse titulierte dennoch wenig später „Der Reis- und Bohnenindex ist gefallen“ – ein Index, der die wirtschaftliche Situation dieser Bevölkerungsschicht beschreibt. Was war geschehen?

Nun – der zunehmende Wohlstand hatte die Situation nicht etwa verschlechtert. Der bescheidene Reichtum wurde vielmehr u.a. in industriell hergestellte Lebensmittel investiert, in Flugreisen und in andere Konsumgüter. Davon wurden die meisten Güter in Brasilien selbst produziert – teuere Importwaren konnte sich niemand leisten. Die vielgehasst als Umverteilung bezeichnete Hilfe, war also eine wahre Investitionsspritze für die brasilianische Wirtschaft, die dann indirekt selbst den Kritikern aus der Mittelklasse zugute kam.

Man kann sich allerdings nicht sicher sein, ob dies dort so verstanden wurde und bis heute verstanden wird. Positv anders sehen das wohl strategische Beratungen, wie z.B. die BCG, und Großunternehmen wie UNILEVER, die zusammen sogar neue Strategien im Umgang bis diesen spezifischen Märkten in Form von „Low Income Strategies“ kreieren – die im übrigen inzwischen in anderen Emergent Markets in Asien (Indien, Pakistan, etc.) eingesetzt werden und sogar bei uns in Mitteleuropa Anwendung finden.

Sicher könnte man argumentieren, dass die neue Regierung Bolsonaro die Bedeutung dieser Effekte nicht sehen will – dies entspricht aber nicht der Realität. Wie ein ein interessanter Artikel der Deutschen Welle vom 22.02.2020 deutlich macht, wurde die Unterstützung nach dem Regierungswechel zwar für weite Teile der Bevölkerung eingeschränkt (wie schlecht muss es den brasil. Finanzen gehen, dass die unzweifelhaft positiven wirtschaftlichen Effekte so missachtet werden müssen). Dennoch wird die Sozialhilfe in Zeiten der Wahl wieder Teil des politischen Instrumentariums.

Deutschland – einig Zukunftsland?

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[09.11.2919] Eine wirklich lange, effektive Transrapidstrecke: das was Deutschland hätte tun können, wird nun in China realisiert: Deutschland ist kein Land der Visionäre, nein, es ist ein Jammertal. Dies liest sich wie eine Provokation. Nun ja, soll es auch.

https://www.welt.de/wirtschaft/plus201629028/China-baut-1000-Kilometer-lange-Transrapid-Strecke-ohne-deutsche-Beteiligung.html

Sicher, China`s Struktur und auch politische Situation ist eine andere. Dennoch wird es düster, wenn man grundsätzliche Infrastrukturprojekte vergleicht, z.B. die Grossflughäfen in Berlin und Daxing. Hier zeigen sich Abgründe. BERLIN: Baubeginn 2008, Inbetriebnahme mit etwas Glück 2020; DAXING: Baubeginn 2014, Inbetriebnahme 2019 = 5 Jahre. „Berlin, we have a problem !“

Dasselbe bei der Deutschen Bahn. Ja, an der Entscheidung den Transrapid nach China zu verkaufen (im übrigen auch die Patente!), war nicht nur der damalige Vorstand schuld (Herr Mehrdorn als CEO – später dann auch CEO bei BER). Auch die Politik hat schlicht versagt.

Warum kann man der Meinung sein, dass Deutschland mit Innovationen ein Problem hat? Weil das Prinzip des Transrapid einfach genial anders ist, als das des Radreifens – kein Kontakt zur Schiene, der Zug schwebt, keine Mechanik, keine Reibung, kein Verschleiss, keine fehleranfällig Oberleitung, keine Pfosten und Kabel. Die ganze Infrastruktur ist am Boden in der Schiene, Strom ist erst drin, kurz bevor der Zug kommt. Und die Reisezeit? Die spricht für sich: 1,5 h Stuttgart – Berlin, 1,5 h München – Hannover. CO2-Thematik? Flüge zwischen diesen Städten … obsolet. Ich erspare mir das vorrechnen.

Doch es geht weiter. Dieser Mangel an Zukunftsorientierung umgibt uns, was aus einem aktuellen Artikel des Tagesspiegel deutlich wird. Thema: Elon Musk’s Ankündigung, seine vierte Giga-Factory nahe Berlin zu bauen – und der Zweifel daran. Es ist zum Verzweifeln. Jeder möge selbst lesen. Die Situation: SUV Y, Modell 3 – und Batterieherstellung … in zwei Jahren (!) … geplanter Produktionsstart in 2021. Ich glaube Elon Musk ! Glücklicherweise inzwischen auch die Verantwortlichen vor Ort. Ob des politischen Enthusiasmus kann man fast den Eindruck gewinnen, alle hätten auf Musk gewartet.

Glücklicherweise gibt es aber auch hier noch Pioniere. Eine „bayrische Firma reaktiviert den Transrapid“ war jüngst im SPIEGEL zu lesen. Die Baufirma Max Bögl hat das vor, allerdings „nur“ in einer – entsprechend reduzierten – S-Bahn-Version. Der Charm des grossen ist da weg.

Dies scheint uns als Gesellschaft insgesamt zu bewegen – hier eine Link-Auswahl:

Vielleicht wäre eine Art Volksbefragung vor dem nächsten unüberlegten Verkauf sinnvoll, evtl. gleich verbunden mit der Frage, ob wir daraus folgende Investitionen gut finden und mittragen. Damit wäre das Thema einer Legitimation vor der nächsten Wahl auch gleich erledigt. Ich glaube die Politik wäre erstaunt.

Ein weiteres, sehr innovatives Mobilitätskonzept steht ebenfalls in der Kritik – der Lilium-Jet, beschrieben in einem Beitrag des SPIEGEL. Das auf reiner e-Technologie basierende Flugtaxi soll bis zu 5 Personen über 300 km weit transportieren können – und das bei einer Geschwindigkeit von 300 km/h. Es ist doch eigentlich klar, dass in einem deratigen Projekt neue Entwicklungen der Batterietechnik bereits eingepreist sind. Kritik statt visionärem Nach-vorne-Denken ist die aktuelle Reaktion … unrealistisch … nicht machbar … etc.

[09.07.2020] – Dass das Thema gesellschaftlich immer noch aktuell ist zeigt ein Beitrag in BENTO. Schnelle Zugreisen in Europa, das wärs doch?!

Zugreisen in Europa: Wie realistisch ist ein EU-weites Transrapid-Netz? – Gerechtigkeit – bento

Lebenshaltungskosten in Brasilien – ein Vergleich

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Was kostet das normale Leben in Brasilien in 2019, nehmen wir die Weltstadt Rio de Janeiro im Vergleich zu einer deutschen Stadt … sagen wir Erfurt. Dieser Fragestellung hat sich Orange/Handelsblatt angenommen – mit einem erstaunlichen Ergebnis. Lesen Sie selbst !

Grundsätzlich werden solche Vergleiche üblicherweise mit einer einzelnen Kennzahl ausgedrückt – dem BIG MAC Index des Economist. Auch das wird deutlich.

Weltweite Erdölreserven und die Rolle Brasiliens

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in den nächsten Tagen werden (wieder) Erschliessungskonzessionen neuer brasilianischen Offshore-Lagerstätten (Pré-Sal) versteigert. Es wird erwartet, dass ein substanzieller Ertrag für Brasilien erzielt wird. Man schätzt, dass 93% der Investitionsmittel diesen Jahres in diese Versteigerungen fliesen werden. In der aktuellen Situation Brasiliens sicherlich ein Segen.

Dieser Lagerstättentyp bringt durch seine Tiefe und die Verbandsverhältnisse besondere Herausforderungen mit sich – im Grunde eine sehr schwer einschätzbare Situation. Auf die konkrte Situation soll hier nicht eingegangen werden. Dennoch haben diese Deposits zur Folge, dass Brasilien zu den Ländern mit den meisten Erdölreserven zählt (vgl. Grafik).

Die Darstellung basiert auf Daten der BGR (Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe), die jährlich eine aktuelle Studie zur Bedeutung der verschiedenen Energieträger publiziert. Die aktuelle Studie kann hier eingesehen werden.

Brasilien als Zukunftsmarkt – MEDICAL und AUTOMOTIVE

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Es gibt sie doch noch – Unternehmen, die Brasilien und die real existierenden Herausforderungen eher als Chance begreifen. Der von der Firma BOWA Electronic GmbH gewählte strategische Ansatz ist vermutlich geprägt durch die Geschäftsbereiche MEDICAL und AUTOMOTIVE, die beide für Brasilien langfristig interessant sein werden (vgl. Artikel in MARKT & MITTELSTAND, Okt. 2019, https://lnkd.in/dFZgefW).

Implizit deutlich wird die Bedeutung der Entscheidungsstärke und die strategische Perspektive des Managements. Ethnozentrische Ansätze führen in schwierigen Märkten nicht zum Ziel – zwingend ist ausserdem ein interkultureller Ansatz. Es ist in diesem Fall zu Wünschen, dass die richtigen Personalentscheidungen getroffen werden, die letzlich genauso innovativ und ergebnisorientiert sein sollten, wie die tollen Produkte selbst.

Zweitgrößte Solarpark der Welt soll in Sergipe entstehen


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Laut der Website Portal Solar soll in Canindé de São Francisco, im Bundesstaat Sergipe, der weltweit zweitgrößte Solarpark gebaut werden. Das Projekt ist eine Initiative des Konsortiums aus Unternehmen und Investoren ENESF – Energias do São Francisco und soll eine installierte Kapazität von 1.200 Megawatt haben. Die Gesamtinvestitionen dafür werden auf ca. 5 Milliarden R$ geschätzt.

Zur Zeit werden erste Schritte zu dem Bauvorhaben unternommen, wie die Installation einer Solarmessstation, eine erste Umweltlizenz und die Verpachtung einer Fläche von 2.400 Hektar, die bereits erfolgt ist.

Felipe Koefender, Leiter Business Development der ENESF, sieht die nächste öffentliche Auktion im Oktober als entscheidend, um die Realisierung des Projekts zu ermöglichen.

Den Artikel dazu sehen Sie hier: https://www.nenoticias.com.br/sergipe-abrigara-segundo-maior-parque-de-energia-solar-do-mundo/

Aspekte zum Öffentlichen Nahverkehr und schnellen Bahnverbindungen

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Ob der aktuellen Diskussion um den Klimawandel, werden Chancen und Risiken von Hochgeschwindigkeitszügen als Ersatz für Kurzstreckenflüge intensiv diskutiert. Neben dem TGV, ICE und anderen europäischen Lösungen, gibt es ja bekanntermaßen das japanische Vorbild, den schnellen SHINKANSEN mit über 600 km/h. Selbst in Brasilien gibt es seit Jahren das Projekt „Trem Bala“ zwischen Rio de Janeiro und Sao Paulo – jedoch, wie fast üblich – ohne in die Realisierungsphase einzutreten.

Innovative Bahnkonzepte sind der deutsche Magnetzug TRANSRAPID ( 431 km/h schnell, inzwischen incl. der Patente an China verkauft und dort zumindest auf kurzen Strecken aktiv im Einsatz, hier ein TRANSRAPID Erfahrungsbericht) und das neue Projekt HYPERLOOP (1200 km/h schnell, basierend auf einer geschlossenen Vakuumröhre, von Elon Musk – wie könnte es anders sein), inzwischen in der Phase einzelner Prototypen. Wieder gibt es Visionen zu ultraschnellen Verbindungen in ganz Europa (HYPERLOOP Vision). Aktuell werden erste Teststrecken am Hamburger Hafen und in den Niederlanden geplant – für den Güterverkehr.

Im ÖNV gibt es in Brasilien dennoch hoffnungsvolle Neuerungen. Seit den Olympischen Spielen 2016 funktioniert (noch immer!) der VLT und das bei zunehmender Beliebtheit unter der Bevölkerung (VLT Beispiel in Rio). Bei genauerem hinsehen erkennt man die Besonderheiten dieser chicken Bahn von ALSTOM: Es gibt keine Oberleitungen, die ganze Infrastruktur befindet sich geschützt in der Schiene. Wenn das keine Innovation ist !? Leider ist das System ziemlich defizitär. Wartung ist nicht jedermanns Sache…

In 9 weiteren Städten Brasiliens gibt es erstaunlicherweise bereits weitere ÖNV-Bahnsysteme (Zusammenfassung), die aber überwiegend auf Basis von Diesel-Antrieben betrieben werden. Moderne ÖNV-Projekte, wie z.B. in Goiana/Goías (VLT Goiana) wurden 2018 leider zugunsten der etablierten Bus-Systeme fallen gelassen.

Manchmal reibt man sich ob der Zögerlichkeit da schon verwundert die Augen. Weniger in Brasilien – man ist hier schon mit wenig zufrieden – aber um so mehr in Europa und Deutschland. Ob der bekannten Probleme bei der Deutschen Bahn neigt man zu einem deutlichen „… wenn nicht jetzt, wann dann?“ Interessant in diesem Zusammenhang ist ein nahezu historisches Statement von Angela Merkel aus dem Jahr 2008.

Endlich – Anzeichen für eine ökonomische Wiederentdeckung Brasiliens

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Man könnte fast sagen „Endlich wiederentdeckt“ – so scheint es, wenn man den Artikel des Tagesspiegels letzter Woche liest (Tagesspiegel, 22.04.2019). Klar ist jedoch, wenn überhaupt ein Neuanfang in den Wirtschaftsbeziehungen stattfindet, wird es sicherlich nicht einfach (Deutsche Welle, 28.04.2019). Dies wird auch am Reiseverlauf von Aussenminister Maas mit Beginn in Salvador de Bahia deutlich. Spannend für uns Brasilien-Affine ist die Frage, wie weit dieses neue Interesse gehen wird und welche Kompromisse notwendig sein werden.

Deutschland befindet sich aktuell in einer sehr schwierigen wirtschaftlichen Umbruchphase, die zentrale Industrien (z.B. Automotive, Chemie, Pharma, etc.) und damit den Kern Europas betrifft. Leider hat man Eindruck, dass dies in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit noch nicht angekommen ist – obwohl hundertausende, ja Millionen Arbeitsplätze von diesen Veränderungen betroffen sein werden. Man kann den Eindruck gewinnen, dass Populismus offensichtlich als ökonomische Waffe eingesetzt wird. Neue Umwelt-Trends die sich in der jüngeren Zeit auch in der Rechtssprechung und in Trends beim Wählerverhalten manifestieren, erfordern daher ein schnelles Handeln. Eine ökonomisches Turnaround ähnlich wie der Energiewende erscheint durchaus plausibel.

Gerade hier bietet Brasilien in Bezug auf ökologische Ansätze durchaus interessantes Potenzial. Seit Jahrzehnten wird dort der Bio-Treibstoff ETHANOL benutzt, der – nachwachsend aus Zuckerrohr hergestellt – eine optimale CO2-Bilanz aufweist. Alle Benzinmotoren dort können alle Mischverhältnisse verbrennen. Dennoch wird zudem das Thema Hybrid-Technologie interessiert verfolgt. Toyota wird den PRIUS-Hybrid sogar in Brasilien bauen (vgl. VALOR, 17.04.2019).

Eines ist aber sicher: Bei einer weitergehenden Entwaldung der brasilianischen Regenwälder werden alle ökologischen Anstrengungen und Verbesserungen Europas verpuffen. Sicherlich auch ein Grund, weshalb Brasilien aktuell im Fokus steht. Herr Maas wird ausser deutschen Themen, auch die aktuelle Verantwortung als Vorsitzender des UN-Sicherheitsrates wahrnehmen. Hier gibt es eine klare Äusserung von ihm, sinngemäß in etwa lautend – Europa (und Deutschland) darf sich im Welthandel nicht länger auf die USA und China verlassen (vgl. Tagesspiegel, 28.04.2019). Eine interessante Perspektive !